curated by Luiza Teixeira de Freitas: Between 58 and 131 infinitely.
12.09.–28.10.2023
Tadáskía
Elas here elas there, 2023
Holzkohle, Trockenpastell und Spray auf Recyclingpapier
2 Teile, je 100 x 70 cm, Courtesy of the artist and Galeria Madragoa, Lisboa, Foto: Bruno Lopes
Eröffnung: Freitag, 8. September 2023, 12−19 Uhr & Samstag, 9. September 2023, 12−18 Uhr
Dauer der Ausstellung: 8. September bis 28. Oktober 2023
Die Galerie Martin Janda zeigt von 8. September bis 28. Oktober 2023 im Rahmen von curated by 2023 – The Neutral die von Luiza Teixeira de Freitas kuratierte Ausstellung Between 58 and 131 infinitely..
Die Macht der Wahl. Zu wählen oder nicht, eine Position zu beziehen oder neutral zu sein, oder sogar die Position zu beziehen, neutral zu sein. Ausgehend von dem komplexen und subjektiven Konzept der Neutralität bringt diese Ausstellung in der Galerie Martin Janda die Werke von Sara Bichão, Alejandro Cesarco, Milena Dragicevic, Alexandre Estrela, Roman Ondak, Sijben Rosa, Tadáskía, Belén Uriel, Jaime Welsh und Michel Zózimo und wie sie dieses Konzept auf sachliche, abstrakte oder eher direkte Weise erforschen und betrachten, in einen Dialog.
In der Ausstellung Between 58 and 131 infinitely., die Teil des jährlichen curated by Festivals ist, kreisen die präsentierten Kunstwerke um den Bereich des Neutralen in der Literatur. Es geht um die Verflechtung von Ideen, welche auf die Art und Weise anspielen, wie literarische Werke den Begriff des Neutralen widerspiegeln, indem sie im Verlauf der Geschichte verschiedene Erzähltechniken verwenden. Diese überschneiden sich häufig und umfassen die erste oder dritte Person und eine Art Bewusstseinsstrom; traditionelle Rechtschreib- und Sprachregeln werden oft gedehnt und manchmal sogar ganz gebrochen.
Der Titel der Ausstellung ist Julio Cortazars ikonischem Buch Hopscotch entnommen, das seine Leser*innen vor die spannende Wahl stellt, die Geschichte im Kapitel 57 zu beenden oder unendlich lange durch den versprochenen Unsinn zwischen 58 und 131 zu streifen. Es gab noch andere literarische Inspirationen, die berücksichtigt werden sollten, wie Die Gewinner, ebenfalls von Cortazar, in dem eine laute und heterogene Gruppe von Menschen eine luxuriöse Kreuzfahrt als Preis gewinnt, dann plötzlich unter Quarantäne gestellt wird, ihre Persönlichkeiten loslassen und sich anpassen muss, um mit den anderen zu überleben; Herman Melvilles ikonischer Bartleby und sein passiver Widerstand, „indem er vorzieht, es nicht zu tun“; Nick Carraway, der Erzähler in F. Scott Fitzgeralds Der große Gatsby und sein neutraler Standpunkt während des gesamten Romans, der es den Leser*innen ermöglicht, ihren eigenen Eindruck der Erzählung zu bilden. Dies geschieht, wenn auch in einem völlig anderen Rahmen, in Toni Morrisons Beloved (Menschenkind). Des Weiteren der Verlust der Individualität in Margaret Atwoods The Handmaid's Tale oder die emotionale Distanz in Albert Camus‘ Der Fremde. Die Liste von Verweisen auf die Neutralität in der Literatur ist tatsächlich endlos.
Die Suche nach dem Neutralen durch Metaphern, Poesie und traumähnliche Literatur, oder besser gesagt, nach einer Art Freiheit, ist ein unendliches Unterfangen. Das Konzept des Neutralen in der Literatur ist oft subjektiv und variiert je nach Interpretation des spezifischen Kontextes des Werks. Einige literarische Werke gehen sogar noch weiter und verwischen die Grenzen zwischen Neutralität und Ungewissheit, so dass die Leser*innen sich auf eine noch tiefere Reflexion oder eine kritische Analyse einlassen müssen. Die Entscheidung, neutral zu bleiben, kann komplex und herausfordernd sein, eine Tugend oder ein Scheitern. Die Ausstellung möchte zum kritischen Denken anregen, binäre Denkweisen in Frage stellen und Empathie fördern.
Luiza Teixeira de Freitas
Sara Bichão, geboren 1986 in Lissabon (PT), lebt und arbeitet in Lissabon (PT).
Alejandro Cesarco, geboren 1975 in Montevideo (UY), lebt und arbeitet in New York (US).
Milena Dragicevic, geboren 1965 in Knin (YU), lebt und arbeitet in London (UK).
Alexandre Estrela, geboren 1971 in Lissabon (PT), lebt und arbeitet in Lissabon (PT).
Roman Ondak, geboren 1966 in Žilina (SK), lebt und arbeitet in Bratislava (SK).
Sijben Rosa, geboren 1988 in Alkmaar (NL), lebt und arbeitet in Amsterdam (NL) und Lissabon (PT).
Tadáskía, geboren 1993 in Rio de Janeiro (BR), lebt und arbeitet in Rio de Janeiro und São Paulo (BR).
Belén Uriel, geboren 1974 in Madrid (ES), lebt und arbeitet in London (UK) und Lissabon (PT).
Jaime Welsh, geboren 1994 in Lissabon (PT), lebt und arbeitet in London (UK).
Michel Zózimo, geboren 1977 in Santa Maria (BR), lebt und arbeitet in Porto Alegre (BR).
Luiza Teixeira de Freitas (*1984) ist eine freischaffende Kuratorin, die in Lissabon lebt und arbeitet. Aus den verschiedenen Projekten, an denen sie beteiligt ist, sticht ihre kuratorische Arbeit mit Privatsammlungen hervor, ebenso wie ihre aktive Auseinandersetzung mit unabhängigen Publikationen und Künstler*innenbüchern. 2018 hat sie ihren eigenen Verlag Taffimai gegründet. Obwohl in Portugal ansässig, arbeitet sie häufig mit Projekten in São Paulo, New York, London, Los Angeles und hat auch eine starke Verbindung zum Nahen Osten. Luiza ist Strategieberaterin bei der Delfina Foundation in London, im Board of Directors von Bidoun sowie Präsidentin und Vorstandsmitglied der Roten Nasen Portugal.