Mladen Stilinović: Smiles

18.01.–02.03.2019

Mladen Stilinović
Za kruh (for bread), 1973
Tempera, Anreibebuchstaben, Zeitung auf Papier
21,3 x 29,8 cm

Mladen Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Mladen Stilinović
Stipa, 1972
SW-Fotografie auf Papier
21 x 29,7 cm

Mladen Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Mladen Stilinović
Artist at Work, 1978
SW-Fotografien
8 Teile, je 28,5 x 38,5 cm

Mladen Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Mladen Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Mladen Stilinović
Amerika za čorave (America for the Blind), 1973
Filzstift und PRPA auf Papier
21 x 29,7 cm

Mladen Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Mladen Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Mladen Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Mladen Stilinović
Korak gaze (Cotton Pad Step), 1975
SW-Fotografien
8 Teile, je 36.3 x 42.3 cm

Mladen Stilinović
Korak gaze (Cotton Pad Step), 1975
SW-Fotografien
8 Teile, je 36.3 x 42.3 cm

Kuratiert von Branka Stipančić

Eröffnung: Donnerstag, 17. Jänner 2019, 19 Uhr
Laufzeit: 18.01.–02.03.2019

Gleich beim Betreten der dritten Einzelausstellung Mladen Stilinovićs in der Galerie Martin Janda werden die Besucherinnen und Besucher von einem Model aus der Frauenzeitschrift Burda begrüßt, dessen auf den Boden geklebtes Lächeln sie passieren oder überspringen müssen.

Die Ausstellung zeigt eine Werkauswahl aus den Siebzigerjahren, bestehend aus frühen Collagen, Fotoserien und Fotoaktionen im öffentlichen Raum sowie Filmen.
 
In den späten Sechzigerjahren schrieb Mladen Stilinović Gedichte und begann mit der Studentengruppe Pan 69 an Filmen zu arbeiten. Ab Mitte der Siebziger machte er mit der „Gruppe der sechs Autoren“ (Grupa šestorice autora) Kunst in den Straßen und auf den Plätzen Zagrebs. Zudem schuf er zahlreiche Collagen auf A4-Papier, die bereits von seinem typisch poetischen wie konzeptuellen Ansatz zeugen. Stilinović nutzte die Montagetechnik, um den Collagen eine Kohärenz zu verleihen, die in den Fotosequenzen wie eine filmische Dramaturgie wirkt. So forderte er im Film Početnica 1,2,3 (Primer 1, 2, 3) aus dem Jahr 1973 das Publikum auf, ein Gedicht aus montierten Schaufensterschilder laut vorzulesen, wobei die Worte und Tropen wie in Fabeln ein sehr eindeutige Moral haben. Die Fotoserie Korak Gaze (Cotton Pad Step)aus 1975 wirkt, als folge sie einem Drehbuch, während die Serie Priv maj 1975 (1st of May 1975) die optischen Eigentümlichkeiten der kommunistischen Feiern zum Tag der Arbeit dokumentiert, die der Künstler mit einer ganz privaten Liebeserklärung dekorierte ... Die Art Crossover und Intermedialität im Frühwerk Stilinovićs bilden den Fokus der Ausstellung.
 
Im Ganzen betrachtet belegen die ausgestellten Werke ein stetiges Interesse an den zahlreichen Facetten des Alltagslebens, dessen Poesie der Künstler festzuhalten versucht. Die Poesie eines Schaufensters, die Poesie der Schlagzeilen, die Poesie von Modemagazinen, die Poesie sozialistischer Gestaltung, die Poesie der trivialsten menschlichen Tätigkeiten usw. Stilinovićs Materialcollagen, die aus Zeitungsausschnitten, Fotos (die manchmal eigenen Filmen entstammen), kleinen Alltagsgegenständen und typographischen Elementen bestehen, verweisen auf Ideen, Gedankengänge und Aktionen, deren Humor schwer zu übersehen ist. Die montierten Text-Bilder kommentieren das Gesellschaftsgeschehen auf heiter humorvolle Art, die nur hin und wieder einen bissig ironischen Unterton annimmt.
 
Als Vertreter der Neuen Kunst Jugoslawiens ist Stilinović ein postkonzeptueller Künstler, dessen frühe Collagen bisweilen komplizierte bis undeutliche „Sprachspiele“ erkennen lassen, die zwar seinerzeit ihr politisches und ideologisches Potential nicht entfalten konnten, aber wegweisend waren für sein zukünftiges Oeuvre. Über diese Collagen schreibt Ivana Bago im Katalog Mladen Stilinović – Early Collages 1972 – 1974 : „Diese – bis heute weder systematisierte noch gedeutete – Werkgruppe spricht von einer unbekannten und ungeschriebenen Vorgeschichte der uns bekannten dokumentierten Geschichte. In ihr stöbern wir sozusagen herum, um die verblassten Ursprünge seines künstlerischen Schaffens zu erahnen, wobei wir kaum dem Drang widerstehen können, Verbindungen zu bekannten Werken zu erkennen. Die ersten roten Übermalungen, die ersten To-Do-Listen, die ersten Verschwendungen. Hinweise auf die ersten Male, als sich Stilinović über die zuvor unbemerkten und dennoch täglich stattfindenden Sprachexzesse wunderte.“
 
Branka Stipančić

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!