Nilbar Güreş: Heartache of a Stone

26.04.–27.05.2017

Nilbar Güreş
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Nilbar Güreş
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Nilbar Güreş
Wildness, 2014
C-Print
100 x 150 cm

Nilbar Güreş
Frauen, die mit Wölfen laufen, 2016
Mischtechnik auf Stoff
148 x 141 cm

Nilbar Güreş
Smile to Yourself, 2016
Mischtechnik auf Papier
4-teilig, je 24 x 32 cm

Nilbar Güreş
Flower Face, 2014
C-Print
120 x 180 cm

Nilbar Güreş
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Nilbar Güreş
Ohne Titel, 2016
Mischtechnik auf Stoff
44,5 x 73 cm

Nilbar Güreş
Volcano aus der Serie "La Paz", 2016
Mischtechnik auf Stoff
47 x 104,5 cm

Nilbar Güreş
Heartache of a Stone aus der Serie "La Paz", 2016
Mischtechnik auf Papier
24 x 32 cm

Nilbar Güreş
Firmly Tied aus der Serie "La Paz", 2016
Mischtechnik auf Papier
24 x 32 cm

Nilbar Güreş
Stranded Thoughts in a Landscape aus der Serie "La Paz"
Mischtechnik auf Papier
24 x 32 cm

Nilbar Güreş
Ohne Titel, 2016
Mischtechnik auf Stoff
75,5 x 89 cm

Nilbar Güreş
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Nilbar Güreş
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Nilbar Güreş
Thirsty, 2015
Stoff, Textilfarbe, Bleistift, Buntstift auf Twill
169 x 149 cm

Nilbar Güreş
Hey, Hairy Fire, don't fall asleep!, 2017
Wolle, Farb-Spray, Holz, Steine in Metallpapier, Salzsteine, Spitze, Ruß

Nilbar Güreş
Non-Sex-Belt, 2014
C-Print
100 x 150 cm

Nilbar Güreş
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Nilbar Güreş
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Die Galerie Martin Janda zeigt von 26. April bis 27. Mai 2017 die zweite Einzelausstellung von Nilbar Güreş.

Die Orte, an denen Nilbar Güreş' Arbeiten entstehen, die persönliche Begegnung mit den Menschen und deren vielschichtiger Kultur spielen immer eine wesentliche Rolle in ihrem Werk. Ausgehend von ihrem eigenen kulturellen Hintergrund, der kurdisch-alevitischen Kultur, reiste die Künstlerin innerhalb der letzten drei Jahre u.a. nach Brasilien, Bolivien, Neuseeland, Schweden und Norwegen, um dort Mitglieder indigener Volksgruppen wie der Aymara (Bolivien) und der Maori (Neuseeland) zu treffen, und setzte sich mit deren Geschichte und ihren kulturellen Praktiken auseinander. Vor Ort arbeitete die Künstlerin mit den dort heimischen Menschen zusammen.
Die bisher aus diesen Begegnungen entstandenen Werke und Projekte sind thematisch miteinander verwoben und zeigen auch Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Kulturen auf. Diese handeln von geschlechtlicher und kultureller Identität, von Kolonialismus und der Manipulation von Kulturen durch monotheistische Religionen, vom Ringen um das Überleben der eigenen kulturellen Identität, von frühem Naturglauben und Schamanismus, vom weiblichen Körper und vom Körper als Tabu.

Die Serie La Paz ist 2016 für die 9. La Paz Biennale in Bolivien entstanden. Die Collagen, in denen verschiedene Medien wie Zeichnungen, Stoffe und Stickereien kombiniert werden, schuf Güreş vor ihrer Reise nach Bolivien als fantasievolle Imaginationen einer unbekannten Kultur. Die Bezüge in den Collagen zur Kultur der Aymara, eines in Bolivien beheimateten indigenen Volkes, sind nicht Produkt des Zufalls, sondern ergeben sich aus Parallelen zwischen der kurdisch-alevitischen und der Aymara-Kultur, die beide deutlich matriarchalisch strukturierte Gesellschaften sind. Die fantastischen bis absurden Szenen der Collagen sowie deren Titel sollen zum Imaginieren und Erzählen von Geschichten anregen.
In Zusammenhang mit dieser Serie sind auch die neuen Skulpturen zu sehen: How I met your Mom (2017) handelt von der Liebe zwischen religiös geprägten Menschen, während uns Hey, Hairy Fire, don’t fall asleep! (2017) Frauenpower in Form weiblicher Archetypen vermittelt: als Schöpferin und Zukunftsträgerin, aber auch als Hexe, Heilerin und Wissenschaftlerin.

Die Fotografien Wildness (2014), Flower Face (2014) und Non-Sex-Belt (2014) sind anlässlich der Teilnahme von Nilbar Güreş an der São Paulo Biennale 2014 entstanden. Die Künstlerin arbeitete auch dort mit Menschen vor Ort zusammen und inszenierte sie für ihre Bilder anspielungsreich mit zahlreichen Requisiten aus unterschiedlichen Kulturkreisen, wie z.B. traditionellen kurdischen Kleidungsstücken oder indigenen Gebrauchsgegenständen. Die Fotografien von Nilbar Güreş sind durchdachte, konstruierte Szenerien. Ähnlich wie in ihren Collagen arrangiert sie Figuren, Objekte und Hintergründe bewusst zu assoziationsstarken Stillleben. Die dabei provokant eingesetzten Gesten und deren Bedeutung erschließen sich meist erst über die Kenntnis des kulturellen Hintergrundes.
Eine Frau posiert für die Kamera – liegend, mit einem in die Luft gespreiztem Bein blickt sie uns selbstbewusst an. Ein Kaktus und zwei Stengel mit üppigen, leuchtend gelben Blüten sprießen zwischen ihren Beinen hervor: eine wild wuchernde exotische Pflanze.
Die Person verkörpert beide Geschlechter – ein Sinnbild für das aufgeschlossene Verständnis von Geschlechterrollen innerhalb indigener Kulturen in Südamerika vor der Missionierung durch die katholische Kirche in der Kolonialzeit. Wildness lautet der Titel der Arbeit – „Wildheit“ oder „Verwilderung“ bedeutet in diesem Fall auch Freiheit der Geschlechter und Sexualität.
Nilbar Güreş' kritischer Blick auf Stereotype sowie gesellschaftliche Normen und kulturelle Zwänge soll Unfreiheit sichtbar machen, aber auch positive, emanzipatorische Gegenentwürfe anbieten.

Nilbar Güreş, 1977 in Istanbul (TR) geboren, lebt und arbeitet in Wien und Istanbul.