Sven Stilinović

25.04.–02.06.2018

Sven Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Sven Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Sven Stilinović
Untitled, 1986 (Detail)
SW Photo Collage

Sven Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Sven Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Sven Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Sven Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Sven Stilinović
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Eröffnung: Dienstag, 24. April 2018, 19 Uhr

Die in der Galerie Martin Janda zum ersten Mal gezeigten frühen Arbeiten von Sven Stilinović loten die Möglichkeiten aus, mit dem Dispositiv der Fotografie den Fragen der Abbildhaftigkeit in der Kunst nachzugehen und dabei kunsthistorisch tradierte Darstellungsmodi dieses Mediums zu durchbrechen.

Bereits während seiner Zeit an der Zagreber Hochschule für angewandte Kunst widerstrebten Stilinović traditionelle Formen einer fotografischen Praxis, wodurch er einen konzeptuelleren Umgang mit diesem Medium suchte. Stilinović verfolgte die Schriften von Michail Bakunin, Max Stirner und Pierre-Joseph Proudhon und widersetzte sich demnach nicht nur den Konventionen fotografischer Praxis, sondern jeglicher Form von Ideologie sowie staatlichen Institutionen.

Sven Stilinović und sein Kollege Fedor Vučemilović schlossen sich 1975 als jüngste Mitglieder der Grupa šestorice autora (Gruppe der sechs Künstler) an, der auch Stilinovićs Bruder Mladen sowie Boris Demur, Željko Jerman und Vlado Martek angehörten. Am Beginn der über ganz Zagreb verteilten Eintages-Ausstellungsaktionen, von denen eine der ersten in einer Badezone am Fluss Save stattfand, stand u.a. auch eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Medium der Fotografie und ihren technischen sowie visuellen Parametern. Während sich Željko Jerman in seinen Arbeiten mit dem Direktkontakt von Licht und lichtempfindlichem Material auseinandersetzte und sich gegen die Verwendung der Kamera als Apparatur richtete, stand für Sven Stilinović das Moment der Collage im Mittelpunkt. Er verweigerte die konventionell praktizierte bildtechnische Bearbeitung von Fotografien während der Ausbelichtung in der Dunkelkammer und setzte auf die Methode der sich postmodern auch in der bildenden Kunst durchsetzenden bricolage, die sich Versatzstücken aller Art bediente.

Die frühen Arbeiten von Sven Stilinović sind von einer Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Verfremdung fotografischer Porträts gekennzeichnet, sei es von Selbstporträts oder jenen anderer Personen. Die Überlegungen nach der Entstehung alltäglicher Formen von Skulptur rund um seinen eigenen Körper demonstriert der Künstler in zwei Arbeiten: in einem Polaroid Selbstporträt, in dem er die schmierigen Teile zwischen seinen Zehen erforscht, sowie in einer zweiteiligen Fotografie von einem Nasenpopel, den der Künstler mit seinen Händen untersucht. Eine weitere Selbstporträtserie zeigt vier Polaroids, in denen sich eine graduelle Bewegung und Unschärfe einstellt und die Frage nach der Allgemeingültigkeit des Porträts aufgegriffen wird. Weitere, seit 1974 entstandene Close-up Aufnahmen von Stilinovićs Schulfreund Marijan Pongrac werden über die Jahre retuschiert, zerstückelt, verdoppelt, solarisiert, vergrößert oder im Bildraum vervielfacht, wodurch sich jene Konzeptualität der 1970er Jahre erkennen lässt, die die technischen Möglichkeiten des Mediums aufgreift, jedoch porträtierte Personen zu einem „memento mori“ werden lässt, wie es auch Susan Sontag in dieser Dekade formulierte. Stilinovićs früher Umgang mit dem Porträthaften in der Fotografie verdeutlicht bzw. verdichtet sich dadurch in den in der Ausstellung gezeigten Arbeiten.

Text: Walter Seidl

Sven Stilinović, *1956, lebt und arbeitet in Zagreb.