Werner Feiersinger, Christine Hohenbüchler

  • 30.01.–06.03.1999

Der Raum Aktueller Kunst Martin Janda zeigt vom 30. Jänner bis zum 6. März 1999 Objekte von Werner Feiersinger und Schwarz–Weiß–Fotografien von Christine Hohenbüchler.

Werner Feiersingers Skulpturen handeln von Übergängen. Sie thematisieren Material, um es dennoch durch ungewöhnliche und täuschende Oberflächenbehandlung verschwinden zu lassen. Sie sprechen die funktionelle Sprache von Maschinenbauern, erzeugen Distanz durch hermetisches Abgrenzen und meinen doch Körperlichkeit und Nähe. Sie postulieren einen autonomen Skulpturbegriff und zeigen doch immer wieder seine Überwindung. In ihren Proportionen sind die Skulpturen tierischen Vorbildern näher als genormten Industrieprodukten. Mit deutlicher Abwehrhaltung zur Umgebung stehen zwei Bunkerarchitekturen im Raum, insektenhafte Beine deuten auf nur bedingte Stabilität und brechen die martialische Wirkung, die aber bereits durch ihre modellhafte Größe eine Imaginäre ist.

Werner Feiersingers Versuch Skulptur durch minimale Verschiebungen in Form und Bedeutung zeitgenössisch weiterzuentwickeln, steht dem Skulpturbegriff von Christine Hohenbüchler divergent gegenüber. In den mit ihrer Schwester Irene entwickelten Zeichnungen, Skulpturen und Installationen, sowie der visuellen Umsetzung der Zusammenarbeit mit am Rand der Gesellschaft stehenden Gruppen, brechen die Zwillinge mit traditionellen und avantgardistischen Dogmen. Durch die Kombination mit Arbeiten von Behinderten, aber auch durch Anleihen an Art brut in ihren autonom entwickelten Arbeiten gehen die Zwillinge einen radikalen Weg der Bildfindung. Anhand der in der Ausstellung gezeigten fotografischen Arbeiten von Christine Hohenbüchler ist aber auch das brüchige Verhältnis zu den klassischen Gestaltungskriterien erkennbar. Die Themenstellungen der Fotografien und ihre Komposition changieren zwischen traditioneller Erfahrung und bewußter Irritation, zwischen dem Wissen um klassische Komposition und dem Zulassen von mißverständlichen Zufallsmotiven. Die Beharrlichkeit und Konsequenz der Recherche an Mißständen des Lebens, aber auch die Möglichkeit zur Flucht durch Leichtigkeit eröffnet den Zwillingen ihren Handlungsraum.

Sowohl die Fotoarbeiten von Christine Hohenbüchler als auch die Skulpturen von Werner Feiersinger treffen sich für einen kurzen Moment in Übereinkunft, die Qualität autonomer Arbeiten zu thematisieren, nicht als Festschreibung und Aktualisierung überkommener Formen, sondern als möglicher Diskussionsort in einem weiteren Feld.

Exhibition view, Raum Aktueller Kunst, 1999

Exhibition view, Raum Aktueller Kunst, 1999