Peter Pommerer gehört zu einer jungen Generation von Künstlern, die sich der Zeichnung mit besonderer Aufmerksamkeit zuwendet und damit auf ein Medium besinnt, das in der Gegenwartskunst in den Hintergrund gedrängt wurde. Dieses wiedererwachte Interesse an der Zeichnung geht häufig über die klassisch gesetzten Grenzen des Zeichenpapiers hinaus und entwickelt sich, wie im Falle Pommerers, zur wandfüllenden und raumgreifenden Geste. Dabei spielt das Ornament eine vielseitige Rolle - als neu zu gebrauchende Bildform und als strukturell ambivaltende Kunst-Figur, die sich weder auf eine rein repetitive inhaltsleere Form reduzieren, noch ganz in gegenständliche Erzählung auflösen lassen. In Pommerers Welt ist der Zeichenstift ein Instrument, aus dem sich ein Mikrokosmos entwickelt, dessen theatrale, bühnenhafte Aura sowohl zum Eintauchen in märchenhafte Parallel-Welten verführen will, wie auch die Künstlichkeit und Gemachtheit seiner oft auf architektonische Form rekurrierenden Konstruktionen immer spürbar hält. Das Besondere seiner künstlerischen Praxis liegt jedoch in der Zeitlichkeit seiner Installationen.
Stephan Berg; in: Peter Pommerer, Wiegeschritt, Nürnberg, 2002, S. 4