Jakob Kolding
Wenn sich Jakob Kolding seinem Hauptthema Stadt nähert, dann geht er vor allem den Schattenseiten von Beton-Glas-Klötzen nach. Selbst aufgewachsen in einer auf der Basis von utopischen Theorien gebauten Trabantensiedlung, spricht er die sozialen Auswirkungen moderner Architektur an. Dabei tritt der dänische Künstler, Jahrgang 1971, nicht als Rechercheur gesellschaftlicher Missstände auf. Koldings Collagen zeigen eine Jugendkultur, die sich die tristen Vorstädte aneignet. In seinen stets schwarz-weiß gestalteten Papierarbeiten bringt er architektonische Versatzstücke, Skater und Breakdancer sowie ausgeschnittene Parolen sehr gekonnt auf weiße Blätter. Er versteht es, mit minimalen Mitteln einen Raum in die Fläche zu zaubern. Macht die Jugend einfach das Beste aus ihrem verpfuschten Umfeld oder bieten die leeren Betonflächen gerade die optimalen Bühnen für eine sich abgrenzende Jugendszene?
Nicole Scheyerer, Spiderman in der Stadt; in: Die Presse, 03.07.2006