Roman Ondak: Open End

26.04.–01.06.2019

Roman Ondak
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Roman Ondak
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Roman Ondak
The Sun, 2018
Wandtafel, Schopflöffel, Kreide
102 x 140 x 16,5 cm

Roman Ondak
Open End, 2019
Acrylfarbe auf Postkarten
40 x 55 cm

Roman Ondak
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Roman Ondak
Flag, 2019
Kupfer, Holz
76 x 40 x 6 cm

Roman Ondak
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Roman Ondak
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Roman Ondak
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2019
Foto: Anna Konrath

Roman Ondak
Skyline, 2019
Arzneischrank, zebrochenes Laborglas

Roman Ondak
Fluid Border, 2018
Acrylfarbe auf Postkarten
39 x 41 cm

Roman Ondak
Open End, 2019
Acrylfarbe auf gefundenem Sockel
50 x 50 x 50 cm

Roman Ondak
Open End, 2019 (Detail)

Roman Ondak
Open End, 2019 (Detail)

Eröffnung: Donnerstag, 25. April 2019, 19 Uhr
Dauer der Ausstellung: 26. April bis 1. Juni 2019

Die Galerie Martin Janda zeigt von 26. April bis 1. Juni 2019 die vierte Einzelausstellung von Roman Ondak.

Roman Ondak nimmt uns mit seinen Projekten mit auf eine Reise durch Raum und auch Zeit. Er vermag es, uns mit seiner universellen und offenbar zeitlosen Kunst zu berühren und kommt, obwohl er wie ein Satellit über alle Kontinente kreist, immer wieder auf seine Basis zurück – nach Bratislava, wo er lebt und arbeitet.

Obwohl sein Hintergrund in der Konzeptkunst liegt, hat Ondak schon oft darauf hingewiesen, dass seine "Dinge" Reflexionen über Skulptur sind.1 Ihn beunruhige die Beziehung zwischen Gedächtnis und Bild. So spielt er mit dem Material, der Essenz und den Dimensionen der Dinge, die er mit Ironie arrangiert. Seine Werke bleiben immer in einem Schwebezustand zwischen Realität und Utopie.2

Sein Leben und Erleben, seine private Geschichte manifestiert sich in jeder einzelnen Arbeit, und zwar nicht bloß als Nebenschauplatz oder als Beigabe, sondern als essentieller Filter und Katalysator des Hauptthemas.

Ondaks Objekte und Installationen wirken unscheinbar, ja fast unbearbeitet und nur schwer von der Realität unterscheidbar. Im Vergleich zu letzterer sind sie nur ein wenig verschoben – eine Übertragung von kommunen Dingen aus einfachen, ja man könnte sogar sagen armen Materialien in den Ausstellungsraum. "Etwas aus nichts schaffen" – so könnte Ondaks Motto lauten. Die Sparsamkeit seiner Mittel und die Bescheidenheit seiner Gesten sind staunenswert: sie wirken unscheinbar, oft körperlos, sodass selbst seine größten Projekte niemals monumental erscheinen.3

Ondak nutzt die Strategie der Infiltration4 um mit seiner Kunst in eine Symbiose mit dem materiellen, geistigen und sozialen Raum vor Ort zu treten. Seine dezenten Alltagselemente und -situationen "brechen" die Exklusivität des Ausstellungsraums. Die Sensibilität des Künstlers zeichnet sich durch seinen Respekt für alles Vorhandene aus. Dieses dient ihm als Inspirationsquelle, aus der er sich täglich bedient und permanent Bild- und Textnotizen erstellt. Ondak baut ein eigenes Archiv aus Stimuli und möglichen Ideen für zukünftige Projekte auf; seine Kommentare zeigen aber auch, dass er systematisch an Gedanken und Einfällen arbeitet. Neben den realisierbaren Projekten wirken seine Skizzen oft utopisch und unrealisierbar. Dieses "Abheben" in den Notizen und Aufzeichnungen ist nicht rein pragmatisch, sondern spricht vielmehr für die große Fantasie und Offenheit des Künstlers, was eine andere Wahrnehmung der Wirklichkeit und die Beobachtung menschlichen Verhaltens betrifft. Verfolgt man seine künstlerische Entwicklung über eine gewisse Zeit, so erkennt man, dass Ondak immer wieder auf bestimmte Themen, Motive, Räume, Phänomene und Situationen zurückkommt. Sein offenes System ermöglicht es ihm zu recyceln, sich zu wiederholen, sich kraftvoll im Kreis zu drehen.

Alltäglichkeit, Witz, Situationskomik, Improvisation – all das spielt in Ondaks Oeuvre eine Rolle. Oft werden auch die Zuschauerinnen und Zuschauer, teils ohne es zu bemerken, mit einbezogen. Der Kern menschlichen Verhaltens ist die Wiederholung bestimmter Rituale, die mit einem Sicherheitsgefühl verbunden sind und auch die Gruppensolidarität stärken sowie das Bewusstsein der eigenen Individualität im Vergleich mit anderen. Ondaks "Zeremonien" haben somit sowohl einen privaten als auch öffentlichen Charakter, minimalistisch und zugleich massentauglich, abhängig von der Beteiligung des Publikums. Er nutzt nicht nur bewusst die Bedeutungsverschiebung von Alltagsgegenständen, sondern verschiebt oder verschmilzt auch gewöhnliches Verhalten mit dem Galerie-Raum und kultureller Praxis. Seine Aktionsformen kulminieren in ortspezifischen Installationen, die nur durch die Teilnahme von Publikum und Museumspersonal zustande kommen und mit denen Ondak Zeit, Ereignis und sichtbare/materialisierte Objekte so kombiniert, dass sie seinen Regeln folgend wiederholt werden können.

Das zentrale Konzept im Werk Ondaks ist indes das Binärprinzip. Immer geht es um das Paar, die Zweiheit, Dualität, Dialog, um ein Spiel, ein Doppelnetzwerk, ein mathematisch deutbares numerisches und relationales System, dessen Grundlage zwei Teile oder Einheiten bilden. Dieses auf dem Paar und auf universeller Form beruhende Prinzip ist im fernöstlichen wie im westlichen Kontext verständlich. Bei Ondak erkennt man dieses Binärprinzip in der Beziehung zwischen Innerem und Äußerem, zwischen Fiktion und Realität, Raum und Zeit, alt und jung, Kind und Erwachsener, leer und voll, vorher und nachher, Nomade und Sesshafter, Miniatur und Monument, privat und öffentlich, zwischen Verdecken und Entdecken. Das Paarsystem bietet viele Vorteile. Es schafft Überblick, Partner, Kommunikation und Ausgewogenheit.

Vladimíra Büngerová

Roman Ondak, *1966 Zilina (SK), lebt und arbeitet in Bratislava (SK).

 

Anmerkungen
1  Skřivánek, Jan a Jirkalová, Karolina: Umění všedních situací. S Romanem Ondakem o bienále, soše a vztahu k tradici. (The Art of Ordinary Situations. With Roman Ondak on the Biennale, sculpture, and the relation to tradition.) In: Art & antiques, č.6, červen 2009, p. 31.
2  Huck, Brigitte: Roman Ondak. Galerie Martin Janda. In: Artforum, April 2014, p. 276.
3  Filipovic, Elena: The Ordinary as an Aesthetic Operation. In: Ondak, Roman, Hütte, Friedhelm, Klumpp Nora (ed.): Roman Ondak. Notebook. Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, and authors, 2012, p 119.
4  Hans Ulrich Obrist in Conversation with Roman Ondak. In: Rhomberg, Kathrin (ed.): Roman Ondak. Spirit and Opportunity. Kölnischer Kunstverein und Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2005, p. 118.

Text credit: Artbase

Die Galerie Martin Janda zeigt von 26. April bis 1. Juni 2019 die vierte Einzelausstellung von Roman Ondak.