Milena Dragicevic: Lagoonal

05.12.2018–12.01.2019

Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Milena Dragicevic
Erections for Transatlantica (Etel), 2018
Acryl und Öl auf Leinen
148 x 91,5 cm

Milena Dragicevic
Erections for Transatlantica (Buto), 2018
flüssiges Acryl, Öl und klares Gesso auf schwarz gefärbter Leinwand
148 x 91,5 cm

Milena Dragicevic
Erections for Transatlantica (Yul), 2018
Acryl und Öl auf Leinen
148 x 91,5 cm

Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Milena Dragicevic
Erections for Transatlantica (Lutz), 2018
Acryl und Öl auf Leinen
148 x 91,5 cm

Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2018
Foto: Anna Konrath

Milena Dragicevic
Erections for Transatlantica (Ayn), 2018
Acryl und Öl auf Leinen
148 x 91,5 cm

Milena Dragicevic
Erections for Transatlantica (Ayn), 2018
Acryl und Öl auf Leinen
148 x 91,5 cm

Eröffnung: Dienstag, 4. Dezember 2018, 19 Uhr

In ihrer fünften Einzelausstellung in der Galerie Martin Janda zeigt Milena Dragicevic vom 5. Dezember 2018 bis zum 12. Jänner 2019 neue Arbeiten aus der laufenden Serie Erections for Transatlantica.

„Ich suche nach einem ... Irgendwo. Ich suche einen grenzenlosen Raum, einen Raum mit weichen Rändern, einen Raum, in dem Innen zum Außen wird, einen Raum, in dem ich Farbe und Form einfach einströmen lassen kann. Ich suche nach einem Ort, an dem man Wissen teilt und Präzision genauso erlaubt ist wie Konfusion. Das Gefäß für meine Form ist die Malerei.“ (Milena Dragicevic)

2017 stand die Präsentation Serbiens auf der Biennale Venedig unter dem thematischen Motto Enclavia. Milena Dragicevic interpretierte die Enklave als einen Raum im Raum, in dem eigene Regeln gelten. Nicht nur als Einwanderin, sondern auch als Künstlerin und zweieiiger Zwilling verspürt sie das Bedürfnis, einen Raum der Vielfalt und einen Raum, in dem Kunst passieren kann, zu schaffen. Ihre Gemälde legen Zeugnis ab von all den Dingen in diesem Raum, einschließlich ihrer selbst und ihres Umfelds.

In der aktuellen Schau bleibt Dragicevic der fiktiven Region Transatlantica treu, bezieht sich aber auch – wie der Titel andeutet – auf ihr kleinformatiges Ölbild Lagoonal aus dem Jahr 2002. Dieses zeigt eine Schleife mit SW-Porträts darauf, die man als Möbiusband beschreiben könnte, auf dem sich Zeit und Ort ineinander winden. Fasziniert von der Idee sich selbst zu zitieren, wird Dragicevic bei jedem neuen Gemälde daran erinnert, dass ihre Werke bei aller Einzigartigkeit eine Gemeinschaft bilden, als deren Betreuerin sie sich versteht.

So hat auch der Ausstellungstitel Lagoonal mit dem Wort Transatlantica zu tun – der Atlantik als Ursprungs- und Übergangsraum zugleich. Eine Lagune ist nicht nur ein Gewässer, sondern auch ein ganz eigenes Ökosystem, das metaphorisch für den flexiblen und ambivalenten Raum stehen kann, den die Materialität der Farbe entstehen lässt. Der Akt des Malens wird damit zwar idiosynkratisch in Raum und Zeit verortet, fließt zugleich aber auch über und sickert in Dinge, die sich außerhalb von ihm befinden. So ist jedes Bild der Serie Erections for Transatlantica nach einem Künstler oder – zumeist – einer Künstlerin benannt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Porträts oder gar Hommagen, sondern um autonome Gemälde, die durch die Einzeltitel zusätzliche Wirkung beziehen.

Transatlantica steht auch für die Utopie der Grenzenlosigkeit, etwas das, wie man heute kaum betonen muss, angesichts von Nationalismus, Protektionismus und Autoritarismus notwendiger denn je erscheint. Die Vorstellung einer ‚erection’ für Transatlantica macht aus jedem Gemälde – und aus dem Amalgam von Teilen, die es darstellt – dabei etwas wie einen Tribut, ein zartes, aber greifbares Zeichen im Dienste der Erkenntnis. Sie macht etwas real im spekulativen Raum der Malerei, auf dass es auch in der Phantasie real werden möge.“ (Martin Herbert)

So wie Dragicevic Identität und Gesellschaft als Zusammensetzung versteht, verleiht sie auch ihren Bildern durch zahlreiche persönliche Bezüge Kontext und Gestalt. Sie zitiert paläolithische Artefakte, modernistische Bildhauerei, Sportgeräte, Möbeldesign oder alte Ausstellungskataloge. Die Form ihrer Kunst folgt dabei einem Abstraktionskode, bleibt zugleich aber mit einem Bein fest in der Realität verwurzelt. Malerisch verfremdete Bildvorlagen werden zerlegt und abstrahiert, wodurch objekthafte Formen und geschwungene Konturen erscheinen. Sie strukturieren das Raumkontinuum der Leinwand, verschwinden dann aber fast wieder im Hintergrund und bauen damit ein visuelles Spannungspotential auf.

Milena Dragicevic, *1965, lebt in London.