Mangelos: Manifestos, Theses, Projects and Notes

08.03.2017–21.04.2017

Mangelos
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Mangelos
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Mangelos
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Mangelos
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Mangelos
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Mangelos
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Mangelos
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2017
Foto: Markus Wörgötter

Mangelos
Jahrensbuch, 1970 ab
28,5 x 21,1 cm

Mangelos
Jahrensbuch, 1970 ab
28,5 x 21,1 cm

Die Galerie Martin Janda zeigt von 8. März bis 21. April 2017 die erste Einzelausstellung von Mangelos in Wien, kuratiert von Branka Stipančić.

Unter dem Pseudonym Mangelos war Dimitrije Bašičević einer der einflussreichsten und wichtigsten Künstler aus dem ehemaligen Jugoslawien, der nachfolgende Generationen entscheidend prägte. Parallel zu seiner Tätigkeit als Kunsthistoriker, Kritiker und Kurator in der Gallery of Contemporary Art in Zagreb schuf er ein einzigartiges Oeuvre, das vor allem in den letzten 30 Jahren international große Anerkennung fand.
Der österreichischen Öffentlichkeit ist Mangelos durch eine Retrospektive in Graz 2003 bekannt, in der sämtliche Themen seines umfassenden Oeuvres präsentiert wurden: Landscapes of War and Death; Tabulae Rasae; Negations of Painting; Alphabets; Nostories; Picasso Phenomenon uvm., wie auch durch eine umfangreiche Monographie.
 
Der Schwerpunkt von Mangelos‘ erster Einzelausstellung in Wien liegt auf den letzten zehn Jahren seines Schaffens: den Manifesten, Thesen, Projekten und Notizen. Diese verfasste er in den 1970er Jahren auf Holztafeln und Zeitungsschnipseln, auf Globen und in Notizbüchern, deren bedruckte Seiten er zuerst schwarz übermalt hatte. In den Manifestos tendierte der Künstler zusehends zu einer theoretischen Bestimmung von Konzepten, während er gleichzeitig als Kurator die Entwicklungen in der Konzeptkunst und insbesondere der Fotografie verfolgte. Die Unterstützung seitens junger Künstler ermöglichte ihm eine rege Ausstellungstätigkeit in von Künstlern geleiteten Off-Spaces.
In den Manifestos unterhielt er eine dialogische und kämpferische Beziehung zu sämtlichen seiner Studien, wobei zu seinen vielfältigen Interessensgebieten Philosophie und Kunst, Psychoanalyse, Biologie und Physik zählten. Seine Theorie der „zweiten Zivilisation“ trieb er in seinen äußerst subjektiven Ansichten mittels einer sehr eigenwilligen Ausdrucksform voran: die Entwicklung der Gesellschaft und die Nicht-Entwicklung von Kunst sowie die Krise und der Tod von Kunst, wobei er sich diesen Prozess durch die Kluft zwischen den beiden Zivilisationen – der Zivilisation des Handwerks und der Maschine – erklärte. Die erste Zivilisation basierte auf „altem, naivem und metaphorischem”, die zweite auf „funktionalem” Denken. Die Darlegung seiner Gedanken ist von Humor und Ironie geprägt; im Wechselbad zwischen anmaßender Botschaft und Wortwitz, in seiner Autoritätskritik und dem Kombinieren verschiedener Sprachen miteinander. Im Bewusstsein darüber, dass diese Art von Schreiben keine Reflexion über die Genauigkeit von funktionaler Sprache war, die er verteidigte, fasste er seine Manifeste in knappe, klare Formen, um sie auf dem Globus – einem von ihm als wichtig erachteten Träger – zu platzieren.
 
Ein Blick auf dieses wichtige Schaffen zeigt, dass sich Mangelos auf seiner Reise von monochromen Zeichnungen zu philosophischen Reflexionen manchmal an das Gefühl der Absurdität von existenziellem Nihilismus, den Geist von Gorgona und – in den Siebzigern – an die Konzeptkunst annäherte. Es handelt sich um eine visuell äußerst kohärente Arbeit, einzigartig in ihrer im offenen Dialog geführten Form, ihrer intellektuellen Unabhängigkeit und ihrer stimulierenden Skepsis. Unter völliger Missachtung jeglicher Konventionen schuf Mangelos bei der Entwicklung seiner eigenen Sprache und Regeln ein gänzlich authentisches Werk, das er selbst als „No-Art“ bezeichnete.

(Branka Stipančić)


Dimitrije Bašičević (geboren 1921 in Šid, Serbien, gestorben 1987 in Zagreb, Kroatien) lebte und arbeitete in Zagreb. Er war Mitglied der kroatischen Neo-Avantgarde-Kunstgruppe Gorgona, die zwischen 1959 und 1966 in Zagreb aktiv war. Seine Einzelausstellungen fanden in namhaften Institutionen statt: 2004 Kunsthalle Fridericianum, Kassel; 2003 Museu de Arte Contemporânea de Serralves, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz, Fundacíò Antoni Tàpies, Barcelona; 1990 Museum of Contemporary Art, Zagreb.

Wichtige Gruppenausstellungen: 2016 Der „Geist“ ist die Memorie, Galerie Martin Janda, Wien; 2015 Modernitées plurielles 1905–1970, Centre Pompidou, Paris; Transmissions: Art in Eastern Europe and Latin America, 1960–1980, The Museum of Modern Art, New York; 2011 Museum of Parallel Narratives: In the Framework of L’Internationale, Museu d’Arte Contemporani de Barcelona, Barcelona; 2010 Promises of the Past, Centre Pompidou, Paris; 2006 Eye on Europe: Prints, Books & Multiples / 1960 to Now, The Museum of Modern Art, New York.
 
Arbeiten von Mangelos befinden sich u.a. in den folgenden Sammlungen: Tate Modern, London; Centre Pompidou, Paris; The Museum of Modern Art, New York; Museu de Arte Contemporânea de Serralves, Porto; Carnegie Museum of Art, Pittsburgh.
 
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Essay von Branka Stipančić.