Three Paths to the Lake. Benjamin Butler, Svenja Deininger, Milena Dragicevic, Nilbar Güreş, Jan Merta, Maja Vukoje, Joe Scanlan & Donelle Woolford

08.06.–22.07.2016

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2016
Foto: Markus Wörgötter

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2016
Foto: Markus Wörgötter

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2016
Foto: Markus Wörgötter

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2016
Foto: Markus Wörgötter

Jan Merta
Výtvarná výchova II, 2011
Öl auf Leinwand
70 x 60 cm

Milena Dragicevic
Your Thunderbird is My Thunderbird (Ksandr), 2015
Clear Gesso, Acryl, Metallfarbe, Öl auf schwarz gefärbtem Stoff
148 x 91,5 cm

Joe Scanlan & Donelle Woolford
Véritablement (Lute), 2014-2016
Box: hardwood inlay, cedar; 1907, A Centenary Cookbook: offset ink on paper, wire binding; Recipes: original and facsimile recipies, ballpoint pen or inkjet on paper
21 x 15 x 4 cm

Donelle Woolford
Modern Astronomy, 2016
Tintenstrahldruck auf Leinwand
111 x 166 cm

Donelle Woolford
Kabbalistic Sadism, 2016
Holzreste, Latexfarbe, Spachtelmasse, Holzleim auf Leinwand
67 x 51.5 x 6 cm

Benjamin Butler
Abstract Forest, 2013
Öl auf Leinen
120 x 180 cm

Jan Merta
Výtvarná výchova I, 2011
Öl auf Leinwand
70 x 60 cm

Nilbar Güreş
Thirsty, 2015
Stoff, Textilfarbe, Kugelschreiber, Farbstift auf Köper
169 x 148 cm

Milena Dragicevic
Your Thunderbird is My Thunderbird, 2015
Acryl, Metallfarbe, Öl auf schwarz gefärbtem Stoff
43 x 42 cm

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2016
Foto: Markus Wörgötter

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2016
Foto: Markus Wörgötter

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2016
Foto: Markus Wörgötter

Maja Vukoje
Jolly, 2016
Acryl, Zucker auf Jute
80 x 60 cm

Maja Vukoje
Würfel, 2016
Acryl, Zucker auf Jute
50 x 50 cm

Maja Vukoje
Kiwano, 2016
Acryl auf Jute
130 x 80 cm

Benjamin Butler
Untitled Tree, 2016
Öl auf Leinwand
40 x 120 cm

Svenja Deininger
Untitled, 2015
Öl auf Leinwand
67.5 x 120.5

Donelle Woolford
Portrait of Elizabeth Montgomery, 2016
Holzreste, Latexfarbe, Holzleim auf Leinwand
40.5 x 30 x 5.5 cm

Jan Merta
The South-Moravian-Bavarian Spring, 2016
Öl auf Leinwand
60 x 70 cm

Jan Merta
The Place for Exhibits, 2016
Öl auf Leinwand
60 x 70 cm

Jan Merta
An Appetizer, 2016
Öl auf Leinwand
60 x 70 cm

Benjamin Butler
Untitled Tree, 2016
Öl auf Leinen
50 x 60 cm

Benjamin Butler
Untitled Tree, 2015
Öl auf Leinwand
80 x 100 cm

Benjamin Butler
Untitled Tree, 2015
Öl auf Leinwand
80 x 100 cm

Die Galerie Martin Janda zeigt von 8. Juni bis 22. Juli 2016 Arbeiten von Benjamin Butler, Svenja Deininger, Milena Dragicevic, Nilbar Güreş, Jan Merta, Maja Vukoje und Joe Scanlan & Donelle Woolford.

Der Ausstellungstitel bezieht sich auf Ingeborg Bachmanns Erzählung „Drei Wege zum See“. Schon zu deren Beginn ist man mit der abstrahierten Darstellung von Wirklichkeit konfrontiert: Der Beschreibung einer Wanderkarte für das Kreuzberglgebiet in Klagenfurt. Von den zehn darin verzeichneten Pfaden sollen drei zum Wörthersee führen, in dem die Protagonistin Elisabeth gerne baden möchte. Doch auf keinem dieser Wege gelangt sie dorthin. Das Begehen der verschiedenen Strecken wird zur mentalen Reise in die eigene Vergangenheit und zur Reflexion über das eigene Tun. Elisabeth ist Fotojournalistin, seit Jahren dokumentiert sie vor allem das Geschehen in Kriegsgebieten. Der Zweifel darüber, ob ihre Fotografien die Wirklichkeit wahrheitsgemäß darzustellen imstande sind, ist eines der zentralen Motive der Erzählung, die damit endet, dass die Hauptfigur ihren Beruf nicht aufgibt, den Glauben an dessen gesellschaftliche Relevanz nicht verliert, sondern zu einem weiteren Einsatz aufbricht. Den Wörthersee hat sie im Verlauf der Handlung auf eine andere Weise erreicht.

Mit Blick auf die Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung Three Paths to the Lake berührt Bachmanns Erzählung zentrale künstlerische Anliegen: Es geht um die Reflexion des eigenen Schaffensprozesses und damit einhergehend um die Frage, mit welchem Anspruch man die eigene Arbeit in Beziehung zur Wirklichkeit setzt. Im Zentrum der Schau steht die Malerei im Spannungsfeld zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.

Benjamin Butler fokussiert in seinen Arbeiten seit über zehn Jahren auf das Motiv des Baumes beziehungsweise des Waldes, das er variantenreich abstrahiert. Die Beschränkung auf ein singuläres Sujet scheint vordergründing eine Begrenzung der darstellerischen Möglichkeiten zu sein. Für Butler stellt sie jedoch eine formale Befreiung dar, die unendliche Modulationen des Bildgegenstandes eröffnet, immer wieder neue Formen, Linien und Farbfelder generiert und somit ein unerschöpfliches Reservoire für malereiimmanente Fragestellungen bietet.

Svenja Deiningers Gemälde sind Ergebnisse einer prozesshaften Arbeitsweise. Die Künstlerin geht oft von einer Form aus, sie arbeitet in Lagen und Schichtungen von Farben und Materialien, übermalt und legt wieder frei. Grundierung, rohe Leinwand, opake Flächen und lasierende Stellen vermitteln unterschiedliche Materialitäten.
Seit einiger Zeit arbeitet Deininger immer wieder mit shaped canvases, Leinwänden in spezifischen Formen, die auf die Architektur des Ausstellungsraumes reagieren und den Bildraum um angedeutete Räume erweitern.

Für Milena Dragicevic ist Malerei ein Medium, durch das sämtliche andere Medien hindurchfließen. „Meine Gemälde sind als eine Bricolage aus Form zu verstehen, bemüht, den Übergang von möglichen Objekten innerhalb eines einzelnen Bildes einzufangen. In meiner Arbeit kommt ein Abstrahierungscode zur Anwendung, während ein Bein fest in der Realität verankert ist.“ Die Künstlerin verbindet ihre eigenen Zeichnungen, Fotos und Interventionen mit anderen, externen Quellen, die in ihre Bildfindungen einfließen. Ähnlich wie im Werk von Benjamin Butler ist es auch bei ihr der Prozess des Abstrahierens, der eine Verschiebung in Bezug auf Herkunft und Lesbarkeit der Ausgangsmotive ermöglicht.

Nilbar Güreş, deren medial vielseitiges Werk Zeichnungen, Collagen, Performances, Videos und Fotografien miteinschließt, ist in der Ausstellung mit einer ihrer Textilarbeiten vertreten. Das Bildgeschehen mutet surreal an. Dinge, vorderhand Pflanzen, entwickeln hier ein Eigenleben, drängen zu einem als Wasserquelle identifizierbarem Bildpartikel hin. Der Titel der Arbeit verleiht ihr eine körperlich spürbare Dimension, Thirsty lautet er. Das Durst-Haben und Durst-Löschen wird hier zur Metapher für die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung.

Bei Jan Merta rückt die Maltechnik in den Vordergrund. Transparente, sich im Pinselstrich scheinbar auflösende Alltagsgegenstände oder architektonische Fragmente setzt er vor monochrome, in einzelne Farbfelder gegliederte Hintergründe. Eine klare Trennung von zentralem Bildgegenstand und Hintergrund gibt er zugunsten einer vielschichtigen Durchdringung beider Ebenen auf. Nur bei intensiver Betrachtung erschließt sich, was auf den Bildern im gegenständlichen Sinn zu sehen ist.

Maja Vukoje beschäftigt in ihren Malereien der jüngsten Zeit die Frage, was ein Bild hinsichtlich seiner Materialität repräsentiert und welche Illusion es erzeugt. Auch sie schöpft motivisch aus der Produktpalette des Alltags, wobei der globale Austausch von Waren zum Thema wird. Durch den Einsatz von malereifremden Materialien wie Zucker und das Malen auf Jute bringt sie Inhalt und Form ihrer Auseinandersetzung zur Deckung.

Um Authentizität und Autorenschaft kreist schließlich der Beitrag von Joe Scanlan & Donelle Woolford. Ausgehend von Woolfords Teilnahme an der Marrakesh Biennale 2014 entstand die Edition Véritablement: Holzschatullen mit einer Intarsienarbeit, die jeweils eine Miniaturversion einer von Woolfords charakteristischen kubistischen Holzcollagen zeigt, und ein Buch über das Jahr 1907 als Beginn des Kubismus. Die handgeschriebenen marokkanischen Kochrezepte, die in die Bücher eingelegt sind, wurden als Gemälde auf Leinwand reproduziert. All das existiert in Wirklichkeit, allein die in New York lebende, afroamerikanische Künstlerin Donelle Woolford entpuppt sich als Alter Ego Joe Scanlans.

Benjamin Butler, geboren 1975 in Westmoreland, Kansas, lebt und arbeitet in Wien
Svenja Deininger, geboren 1974 in Wien, lebt und arbeitet in Wien
Milena Dragicevic, geboren 1965 geboren in Knin, lebt und arbeitet in London
Nilbar Güreş, geboren 1977 in Istanbul, lebt und arbeitet in Wien und Istanbul
Jan Merta, geboren 1952 in Sumperk, lebt und arbeitet in Prag und České Lhotice
Maja Vukoje, geboren 1969 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Wien
Joe Scanlan, geboren 1961 in Circleville, Ohio, lebt und arbeitet in New York
Donelle Woolford, geboren 1954 / 1977 / 1980 in Detroit, lebt und arbeitet in New York