curated by_Silvia Eiblmayr: Sanja Iveković, Flaka Haliti, Hannes Zebedin

12.05.–18.06.2011

Sanja Ivekovic
Neu-Zagreb (Menschen hinter den Fenstern), 1979/2006
C-Print
125 x 172 cm

Hannes Zebedin
Still aus 'Untitled', 2009
HD Video, Farbe, ohne Ton, 9:24 min

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2011

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2011

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2011

Flaka Haliti
Kettenreaktion, 2010
Fotoserie auf Duratrans-Print
120 x 90 cm

Hannes Zebedin
Untitled, 2009
HD-Video, Farbe, ohne Ton, 9:24 min

Hannes Zebedin
Untitled, 2009
HD-Video, Farbe, ohne Ton, 9:24 min

curated by_Silvia Eiblmayr
Fade Up / Flash Back
Sanja Iveković, Flaka Haliti, Hannes Zebedin

Eröffnung: Donnerstag, 12. Mai 2011, 18:00 Uhr
Dauer der Ausstellung: 13. Mai bis 18. Juni 2011

„Fade Up / Flash Back“, das bedeutet den Scheinwerfer aufblenden, ein Schlaglicht auf ein Thema zu werfen, und zugleich zurück zu blenden, einen Bogen in die (jüngere oder auch länger) zurück liegende Vergangenheit zu schlagen. Sanja Iveković (Kroatien), Flaka Haliti (Kosovo) und Hannes Zebedin (Österreich) verbindet das Interesse an politischen Themen, die sie mit Fragen der Beziehungen zwischen Öffentlichem und Privatem verknüpfen. Der übergeordnete Titel des Projekts EAST BY SOUTH WEST bildet bei der Auswahl ihrer Arbeiten dann auch den geografisch-politischen Ansatzpunkt; es geht um gesellschaftliche Aspekte, zum Teil um geschichtliche Ereignisse, zu denen auch Kriege und deren Folgen zählen.

Der medienkritische, reflexive Blick von Sanja Iveković richtet sich auf das Fernsehen („Looking At“, 1974), oder Zeitungsreportagen („Bitteres Leben“, „Novi Zagreb. Menschen hinter den Fenstern“, 1975-76), um deren ideologische Botschaften zu transformieren. Das Video „Großalarm (Seifenoper)“ (1995) bezieht sich auf die Krieggssituation in Zagreb in den 1990er Jahren. Iveković hatte eine im lokalen TV gesendete Soap, die viel Drama und Tränen enthielt, aufgezeichnet, während deren Ausstrahlung ständig die Warnung an die Bevölkerung vor Raketenangriffen auf Zagreb eingeblendet wurde. Die Fotoarbeit „Lost & Found“ (2003-04) zeigt einen speziellen Moment im Wandel von sozialistischer zu postsozialistischer Öffentlichkeit: Zwei Aufnahmen desselben Kinos in Zagreb, das vor der Wende „Balkan“ hieß und nachher in „Europa“ umbenannt wurde.

Flaka Haliti vertritt eine junge weibliche Generation, die ihren Status als Künstlerin in ihrem männlich dominierten Land behauptet. In der Videoarbeit „Unser Tod  Ein Dinner für die Anderen“ (2006), bearbeitet Haliti das Trauma von im Krieg verschwundener Personen im Zusammenhang mit der Frage, wie diese Opfer erneut zum Objekt politischer Manipulation gemacht werden. Ihre kritische Frage richtet sie auch an sich selbst und den Kunstbetrieb. Ist es ethisch vertretbar, die Opfer des Krieges zu Objekten eines Kunstwerks zu machen? Die Foto-Serie „Kettenreaktion“, gleichsam eine Metapher für den jungen Staat, zeigt einen Sprungturm, auf dessen Plattform und Stufen sich die Jugendlichen dicht aneinander drängen und darauf warten an die Reihe zu kommen.

Hannes Zebedin widmet sich in der neu produzierten Wandinstallation „Still. Silhouettenbewegung Buenos Aires – Kärntner PartisanInnen“ (2011) einem verdrängten Kapitel österreichischer Geschichte, dem Partisanenkampf von Kärntner Slowenen gegen das nationalsozialistische Militär. Zebedin übertrug die Körperkonturen von PartisanenkämpferInnen im Direktverfahren auf Sackpapier, wobei er hier eine explizite Referenz auf die Opfer der Diktatur in Argentinien macht, wo die Protestbewegung der Mütter die verschwundenen Personen durch Silhouetten repräsentiert hatte. In dem Video „Untitled“ (2009) folgt Zebedin einer italienischen Straßendemonstration aus einer spezifischen Perspektive: Er richtet seine Kamera ausschließlich auf einen Hund, der sich mit dem Demonstrationszug mitbewegt. Die Bodeninstallation „Eine Linie Jerichorosen (Wasser und Steine)“ (2011) sieht Zebedin als Sinnbild für die weltweiten Migrationsbewegungen. Die (falsche) Rose von Jericho ist eine Pflanze, die in der Wüste durch die Winde in alle Himmelsrichtungen getrieben wird. Zebedin fixiert die aufgeblühte Blume durch einen Stein, die sich um diesen wieder schließt.

Silvia Eiblmayr