Participation: Nina Beier & Marie Lund, Christine & Irene Hohenbüchler, Roman Ondak, Kirsten Pieroth, Christoph Schäfer

26.04.–07.06.2008

Christine & Irene Hohenbüchler
bau-Stelle, 2007
Teppiche, Holz, Schrauben

Roman Ondak
Recent News (Big Bang), 2006
Serie von 21 Zeichnungen, Plastilin

Nina Beier, Marie Lund
I Wrote this Song for You, 2008
8 Vintage Lautsprecher, Verstärker, Musikdatei, Computer

Kirsten Pieroth
Untitled (loan), 2007
7 Fotografien, Vitrine

Christoph Schäfer
Die Krater ihrer verdrängten Vergangenheit wurden zu den Landschaften unserer Vergnügens, 2008
Aquarell, 5-teilig
Je 100 x 70 & 29,5 x 42 cm

Kirsten Pieroth
Untitled (loan), 2007
7 Fotografien, Vitrine

Kirsten Pieroth
Untitled (loan), 2007
7 Fotografien, Vitrine

Participation
Nina Beier & Marie Lund, Christine & Irene Hohenbüchler, Roman Ondak, Kirsten Pieroth, Christoph Schäfer


Eröffnung: Freitag, 25. April 2008, 19:00 Uhr
Dauer der Ausstellung: 26.04. bis 07.06.2008

Auf Roman Ondaks Bitte zeichneten Kinder ihre Vorstellung von der Entstehung des Universums. In Recent News / Big Bang (2006) werden diese Zeichnungen um einen roten Plastilinball auf dem Boden gruppiert. Der Titel erweitert die Fragestellung von einer abstrakten Vorstellung zu Ereignissen aus dem Lebensalltag. Die an Plastiksprengstoff erinnernde rote Kugel verstärkt die Andeutung einer sich in konzentrischen Kreisen erweiternden Explosion.

Diese Installation ist eine von fünf Arbeiten, die im Rahmen der Gruppenausstellung Participation von 26. April bis 7. Juni 2008 in der Galerie Martin Janda gezeigt werden. Die Ausstellung versammelt Werke, deren ästhetische Umsetzung ganz oder teilweise an Dritte übertragen wird bzw. in denen andere Menschen als Medium eingebunden werden. Fragen nach Autorschaft, nach Einflussnahme durch Produktionsbedingungen werden in unterschiedlichen Medien gestellt.

Das Zusammenarbeiten mit verschiedenen Gruppen – Kindern, behinderten Menschen, Haftgefangenen, Studierenden – und das Prinzip der Multiple Autorenschaft sind Kennzeichen der Arbeiten von Christine & Irene Hohenbüchler. Mit bau–Stelle (2007) laden sie Ausstellungsbesucherinnen und –besucher ein, an einer Skulptur mitzuarbeiten: Holzelemente, vergleichbar einem großen Matador-Baukasten, können zu einer Gitterstruktur zusammengefügt, diese kann aber auch wieder auseinander genommen und umgestellt werden. Eine Mischung aus Möbel, Skulptur und Architektur entsteht, die sich immer wieder räumlich verändert. Bunte Teppiche gliedern den Boden und lassen den Raum zu einer Komposition werden.

I Wrote this Song for You (2008): Im Obergeschoß der Galerie zeigen wir eine Sound-Installation von Nina Beier & Marie Lund. Die beiden dänischen Künstlerinnen luden Freundinnen ein, ein ihnen nicht bekanntes Lied beim ersten Anhören mitzusingen. Acht Vintage-Lautsprecher geben diese Interpretationen des Songs simultan wieder. Die teils kräftigen, teils zaghaften, fragilen Singstimmen formen so einen gedämpft klingenden Chor, sind aber auch in ihrer Individualität und als individuelle Präsentationen des vorgegebenen Musikstücks wahrnehmbar. Das Lied ist ein unveröffentlichtes Stück einer Songwriterin, das nun eine Stimme und eine zweite Chance erhält. "The work is about the song as a discourse with the different singers’ versions, and the melodies they predict. We are interested in focusing the piece around the song as a medium for personal and emotional expressions, and at the same time a cliché and standard format we all know how to join in on.” (Nina Beier & Marie Lund)

Es ist unmöglich, die Mona Lisa auszuleihen. Kirsten Pieroths Interesse galt jedoch mehr deren Beschriftungsplakette: Für eine Ausstellung in der Tate Modern London 2007 fragte die deutsche Künstlerin im Louvre um eine Leihgabe des Mona Lisa-Labels an, die - verbunden mit allen Formalitäten eines üblichen Leihverkehrs – gewährt wurde. Das Schild wurde im Vertrag genauso behandelt wie ein Gemälde, mit Angaben von Titel, Material, Maßen und einem Versicherungswert von 25 Euro. Die Korrespondenz der Institutionen, Leihvertrag und eine Abbildung des Labels sind in einer Vitrine im Untergeschoß der Galerie ausgestellt, gemeinsam mit Fotografien, die den zuständigen Kurator des Louvre bei der Abnahme des Schildes und die Ausstellungstechniker der Tate Modern bei dessen Installation zeigen. Die Verantwortung für das letztgültige Aussehen von Pieroths Werk wird an Dritte bzw. an den bürokratischen Prozess delegiert, ein mögliches Scheitern wird riskiert.

Der Hamburger Christoph Schäfer spricht lieber von Kooperation als von partizipativer Praxis: Besonders mit dem Projekt Park Fiction, einem Park am Hamburger Elbufer, der seit Mitte der 1990er durch AnwohnerInnen und KünstlerInnen durchgesetzt und entwickelt wurde, organisierte er Plattformen des Austauschs und der Wunschproduktion.
In seinen Arbeiten auf Papier, die eigens für die Ausstellung entstanden, beschäftigt sich Schäfer mit der Aneignung und Umformung von Bombenkraterlandschaften durch Jugendliche: Die Krater ihrer verdrängten Vergangenheit wurden zu den Landschaften unseres Vergnügens. „Wenn man mich fragen würde, wie sich die Kunst weiter entwickeln und ihren Handlungsrahmen erweitern könnte, ohne in den hässlichen Universalismus zurückzufallen, so müsste sie wie ein Rollbrett funktionieren. Also wie ein Gerät, mit dem man nicht nur eine neue Perspektive auf die Welt werfen kann, sondern mit dem sich die Welt anders verwenden lässt.“ (Christoph Schäfer)