Christian Hutzinger, Johannes Vogl
24.10.–25.11.2006
Christian Hutzinger
Die Galerie Martin Janda zeigt von 24. Oktober bis 25. November 2006 neue Arbeiten von Christian Hutzinger. Neben großformatigen Acrylbildern ist im Obergeschoß der Galerie eine neue Serie von Collagen zu sehen. Die neuen Werke des Künstlers brechen mit einigen Prinzipien seiner früheren Arbeiten. Im ersten Moment offensichtlich ist die erweiterte Palette: Hatte sich Hutzinger in den letzten Jahren auf sehr reduzierte, gemischte Farben beschränkt, überzeugt er in seiner neuen Werkgruppe mit voller Farbigkeit auf schwarzen Hintergrund. Die Räume in Hutzingers Arbeiten bleiben angedeutet, mehr visuelle Vermutung als nachvollziehbare Komposition. Perfekte, übereinander geschichtete Formen in starken Farben werden von einer vertikalen Linie gehalten: ein Stab oder Gerüst. Gleich im nächsten Bild wird dieser scheinbaren Starre und Ordnung entgegengearbeitet. Die Formen fallen durcheinander, versagen sich jeglichem Konstruktionsprinzip.
Zwei Arbeiten vom Beginn dieses Jahres führen ein System zur Perfektion, das Hutzinger schon in den letzten Jahren beschäftigt hatte: Die Fläche der Wand bzw. des Bildes wird als Querschnitt eines Gefäßes definiert, welches mit unterschiedlichsten Formen gefüllt ist. Alltagsgegenstände und Andeutungen von Landschaft werden in ihrer reduziertesten Möglichkeit dargestellt. Eine vertikale Form und Rechtecke mit abgerundeten Ecken lassen Anklänge an einen Baum, der seine Blätter oder Früchte verloren hat, erkennen. Es entsteht „eine seltsame Welt, die vor sich hinwächst und wieder zerfällt.“ (Christian Hutzinger)
Christian Hutzinger behandelt die Kompositionsprinzipien und Formfindungen in den unterschiedlichen Medien sehr bewusst divergent: Zeichnungen, Acrylgemälde und Wandmalerei folgen unterschiedlichen „sprachlichen“ Strategien. In den Zeichnungen werden durch die Verwendung von Hintergrundmustern Räume konstruiert, in die er Stühle, Tische und andere Alltagsobjekte stellt. Parallel dazu entstehen Zeichnungen, in denen der Raum undefinierbar bleibt, die Versatzstücke hängen haltlos im Bild.
Johannes Vogl
Im neuen Projektraum der Galerie zeigen wir eine Raumarbeit des jungen deutschen Künstlers Johannes Vogl. Für seine erste Galerieausstellung konstruierte er eine Maschine, mit der er Goldprojektile in die Wände des Ausstellungsraums schießt.
Die Konstruktion besteht aus einer einfachen Holzleiter, an die Vogl Rollen, eine Arbeitsablage und einen schwenkbaren Arm montierte. Am Ende des Schwenkarms sitzt ein Schussapparat mit Brennkammer. Mittels einer Propangasexplosion dringen die Goldprojektile, die eigens für diese Arbeit gegossen wurden, in die Wände des Projektraums ein.
Johannes Vogl bezieht sich in seiner Arbeit 1 oz.tr., 2006 auf Strategien krimineller Minenbesitzer, die im 19. Jahrhundert Goldnuggets in bereits ausgebeutete Stollen schossen, um diese Stollen dann an unerfahrene Goldsucher zu verkaufen. 1 oz.tr. beschreibt aber auch einen humorvollen, kritischen Umgang mit Systemen des Ausstellungsbetriebs. Vogl stellt der Überbewertung des White Cube keine Zerstörung, sondern eine subtile Verletzung entgegen – nicht ohne dies auch durch die Verwendung von Feingold nochmals zu hinterfragen.
Johannes Vogl (geboren 1981 in Kaufbeuren) lebt und arbeitet in Wien.