Milena Dragicevic: Akrobatski

29.10.–22.11.2003

Milena Dragicevic
skoolp-too-ra, 2003
Öl auf Leinwand
218 x 145 cm

Milena Dragicevic
Sova, 2003
Öl auf Leinwand
193 x 119 cm

Milena Dragicevic
Bronza, 2003
Öl auf Leinwand
2003

Milena Dragicevic
From the Diavolezza Series (5), 2002
Öl auf Leinwand
249 x 208 cm

Milena Dragicevic
Koblorpok, 2003
Öl auf Leinwand
51 x 46 cm

Milena Dragicevic
Koblorpok, 2003
Öl auf Leinwand
51 x 46 cm

Die Galerie Martin Janda / Raum Aktueller Kunst zeigt von 28. Oktober bis 22. November 2003 erstmals eine Einzelausstellung von Milena Dragicevic.

Eine großformatige Arbeit zeigt einen Sprungturm vor rhythmisiertem Hintergrund (From the Diavolezza Series 5, 2002), die auf den Kopf gestellte Wotrubakirche in Wien (Monument, 2000), eine zur Skulptur werdende Gestalt, die sich vor einer modernistischen, abstrakten Skulptur befindet und nur durch wenige Andeutung die Darstellung einer realen Figur erahnen lässt (Skoolp-too-ra, 2003).

Milena Dragicevic wurde 1965 in Jugoslawien geboren und wuchs in Kanada auf. Heute lebt und arbeitet sie in London. Fragen über das Verhältnis von Raum, Skulptur und ihre Umsetzung in Malerei sind wesentliche Prinzipien ihrer formalen Gestaltung. Die Beschäftigung mit Malerei an sich und malerischen Prinzipien steht nicht im Vordergrund, ist jedoch deutlich präsent und virtuos gelöst. Sowa (2003) - der Titel eines der jüngsten Gemälde von Milena Dragicevic - bedeutet in serbischer Sprache „Eule“. Das Gemälde zeigt ein Doppelporträt eines Engländers, der am Anfang des 20. Jahrhunderts nach Kanada ausgewandert war, um sich einem Stamm Kanadischer Indianer anzuschließen. Unter dem Namen Grey Owl (Graue Eule) veröffentlichte er Schriften zum Schutz der Natur und der Wildnis Kanadas. Grey Owl wurde durch seine Lebensgeschichte und seinen Einsatz für Nationalparks in Kanada aber auch in England zu einem romantischen Mythos.
Milena Dragicevics Gemälde verdoppelt das Porträt von Grey Owl: Am Hautton kann man die fast identisch aussehenden Köpfe unterscheiden. Die Figuren sind in einen undefinierten Raum gesetzt, in dem nur zwei Kugellampen die Idee von Räumlichkeit erzeugen. Durch den Einsatz kompositorischer Mittel (vgl. Matisse, Die Italienerin, 1916) werden die beiden Gestalten gleichgesetzt: Die linke Schulter der oberen Figur verschwindet im Raum, nur eine Andeutung bleibt bestehen. Grey Owl steht für den Transfer des Fremden in einen neuen Zusammenhang, für die Verschleifung von Kulturen, für Fragen nach kultureller Abstammung und Fragen nach daraus folgender Identitätsbildung.