Werner Feiersinger
18.03.–08.05.1993
Der Raum Aktueller Kunst zeigt von 18.März bis 8.Mai 1993 Arbeiten des in den Niederlanden lebenden österreichischen Bildhauers Werner Feiersinger. Gezeigt werden vier in Holland enstandene Skulpturen aus den Jahren 1991 und 1992.
Der Kleine Shelter (1991) enstammt einer Werkgruppe großer, raumbezogener Skulpturen, in welchen die Beziehung von Innen- und Außenraum thematisiert wird. Ein achtzehneckiges Prisma aus achtzehn miteinander verschraubten, transparenten, glasfaserverstärkten Kunststoffteilen stellt sein Volumen gegen das menschliche Körpermaß,- der Raum im Raum scheint durch seine Transparenz verfügbar, kann aber nicht betreten werden. Der Gedanke sich im Raum zu befinden, erzeugt ein Gefühl der Eingeschlossenheit.
Der psychologische Moment extremer Standpositionen wird in dem Objekt o.T. (Untertitel: unsocial bank) auf zwei Wahlmöglichkeiten reduziert: gegenüber und gefangen, oder frei beweglich aber abgekehrt. Dieses Objekt ist der Größe nach als „Skulpturmodell“ zu werten, wird aber auf einem Edelstahltisch präsentiert, der die Proportion und Größe eines typischen Wohnzimmertisches (Couchtisch) wiederholt. Der Tisch erzeugt den Raum der Skulptur, die vertauschten Größenproportionen chiffrieren die Bedeutungsebenen. Die Skulpturen sind als Form, nicht als definierbare Größe zu erfahren.
Das Paar Objekt stellt das Verhältnis von Skulptur, Präsentationsfläche und Konstruktion in Frage, die Konstruktion, der Sockel, steht auf der Skulptur, das Farbproblem wird durch die technische Notwendigkeit der Grundierung umgangen. Die Materalität der Skulptur wird verschleiert, Sandstein wird imitiert, Polyester erscheint als Reproduktion des Steins, das Ausgangsmaterial ist in Wahrheit Schaumgummi. Das Paar ist jedoch nicht die Wiederholung ein und desselben Zustandes, die genauere Betrachtung zeigt, daß die beiden Teile sich nicht ineinanderfügen.
Das Bronzeobjekt o.T. führt den Diskurs von Skulptur und Präsentation weiter, steht aber im Gegensatz zur Antimaterialität des Paar-Objekts. Der Betrachter erzeugt durch seine Präsenz die räumliche Ausdehnung der Negativform und gibt der Skulptur ihre wahre Größe.
Werner Feiersingers Skupturen verstehen sich als in sich geschlossene, komplexe, plastische Volumina, die dem Gewicht und ihrer Ausdehnung im Raum eine große Bedeutung beimessen. Politisierende Alltagssprache wird durch elementare Untersuchungen und ihre poetische Umsetzung ersetzt.