Drift: Adriana Czernin, Milena Dragicevic, Werner Feiersinger

23.02.–20.03.2021

Milena Dragicevic
Erections for Transatlantica (Buto), 2018
flüssiges Acryl, Öl und klares Gesso auf schwarz gefärbter Leinwand
148 x 91,5 cm

Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2021

Milena Dragicevic
Supplicant 1001, 2012
Öl auf Leinen
61 x 51 cm

Milena Dragicevic
Erections for Transatlantica (Ayn), 2018
Acryl und Öl auf Leinen
148 x 91,5 cm

Werner Feiersinger, Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2021

Werner Feiersinger, Milena Dragicevic
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2021

Werner Feiersinger
Untitled (Canova), 2021
Farbfotografie montiert auf Dibond
60 x 48

Werner Feiersinger
Untitled, 2020
Holz, Epoxidharz, Metall, Lack
97 x 70 x 150 cm

Werner Feiersinger
Untitled (Gino Valle), 2009
Farbfotografie montiert auf Dibond
157 x 125 cm

Werner Feiersinger
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2021

Adriana Czernin
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2021

Adriana Czernin
Lajin II, 2019
Acryl, Bleistift auf Holz
44,5 x 54,3 cm

Adriana Czernin
Lajin III, 2019
Acryl, Bleistift auf Holz
54.3 x 44.5 cm

Adriana Czernin
Lajin V, 2020
Acryl, Bleistift auf Holz
35 x 44.5 cm

Milena Dragicevic, Werner Feiersinger, Adriana Czernin  Drift, 2021

Milena Dragicevic, Werner Feiersinger, Adriana Czernin
Drift, 2021

Milena Dragicevic, Werner Feiersinger, Adriana Czernin
Drift, 2021

Die Galerie Martin Janda zeigt von 23. Februar bis 20. März 2021 die Gruppenausstellung Drift mit Arbeiten von Adriana Czernin, Milena Dragicevic und Werner Feiersinger.

Die Ausstellung thematisiert Bezugsfelder innerhalb spezifischer künstlerischer Positionen wie auch Querbezüge zwischen diesen.

Im ersten Raum werden Arbeiten aus zwei Serien von Milena Dragicevic, Supplicants und Erections for Transatlantica, gezeigt. Für beide Serien verwendet sie eine Bricolage aus Bildvorlagen, malerisch bearbeitet, seziert und abstrahiert, um diese Formen mit geschwungenen Konturen aus intuitiven Zeichnungen zu verschmelzen. Die abstrakten Formen strukturieren das Raumkontinuum der Leinwand und evozieren ein skulpturales Vokabular, bevor sie sich wieder in den Hintergrund verflüchtigen. Dieses Spannungsverhältnis wird durch die Verwendung von kräftigen Farbfeldern verstärkt, die die Formen auf der Leinwand verankern und gleichzeitig den Hintergrund schweben lassen.
Ausgangspunkt für die Serie Supplicants ist das menschliche Gesicht, das die Künstlerin durch verschiedene Eingriffe verfremdet oder vielmehr zerlegt. Die Gemälde sind keine psychologischen Studien oder Porträts der Modelle, sondern Stellvertreter für etwas anderes; und doch machen diese Veränderungen in der Physiognomie sie nicht zu Mutanten oder etwas Hybridem, sie sind nur nicht zu erkennen.
Ebenso oszillieren die Gemälde der Serie Erections for Transatlantica zwischen figurativ und abstrakt und verweigern sich einer klar definierten Identität. „Transatlantica" spielt auf einen fiktiven Herkunftsort oder einen Zwischenort an, der nicht wirklich betreten oder bewohnt werden kann.

Eine offene Vitrine aus Stahlprofilen, streng in ihrer Form, darin ein fragmentarisches, modellhaft architektonisches Objekt. Seine amorphe Oberfläche, geschnitzt und mit einem textilen Überzug versehen, unterscheidet sich deutlich von der kühlen Glattheit der Vitrine mit ihrem industriegrünen Anstrich. Das Skulpturale vermischt sich mit dem Plastischen zu einem hybriden Objekt.
Umgeben ist Werner Feiersingers Skulptur von zwei seiner Fotoarbeiten, die sie kontextualisieren und ein Bezugssystem aufspannen: Eine großformatige Fotografie zeigt ein angeschnittenes Gebäude von Gino Valle in Udine aus den 1970ern, dessen spezifische Farbigkeit in Relation zu Feiersingers Objekt steht. Das zweite Bild zeigt ein Detail einer Canova-Skulptur in der Wiener Augustinerkirche: Der Fuß einer Marmorstatue scheint, als wäre er lebendig – der Moment, in dem die Oberfläche einer Skulptur scheinbar zu fließen beginnt, ist auch Feiersingers Anspruch an die eigene bildhauerische Arbeit. Im Zusammenspiel thematisieren die Fotografien und das Objekt Fragestellungen zum Skulpturalen und Plastischen.

In ihrer neuen Werkserie Lajin verschränkt Adriana Czernin unterschiedliche ornamentale Strukturen miteinander, die aus dem sogenannten Wiener Tableau stammen, einem Fragment eines islamischen Ornaments aus dem 13. Jahrhundert. Czernin vervielfacht die pflanzlichen Elemente und Arabesken der Intarsien und verschlingt sie mit dem streng geometrischen Gitterornament – Resultat ist ein dichtes, fast undurchsichtiges und wildes Gebilde, das in Bewegung zu sein scheint.
Die floralen Elemente einer kleinformatigen, blauen Arbeit sind sehr fluid gemalt, das mit Bleistift ausgearbeitete Gitterwerk wirkt dagegen metallisch-hart. Czernin spielt mit Gegensätzen: weich – hart, beweglich – starr, streng – (scheinbar) frei, konkret – abstrakt. Dabei beschäftigt sie sich nicht nur mit ornamentalen Formen als solchen, sondern auch mit dem Ornament als Ausdruck von etwas, als Träger von Inhalten – sei es Kultur, Religion oder Politik. „Ornamente haben die Rolle zu faszinieren und zu berauschen, dass man den Alltag vergisst und sich dem Göttlichen hingibt – das schaffen sie aber mit einer extrem rigiden Struktur, und das interessiert mich.“ (Adriana Czernin)

 

Adriana Czernin, geboren 1969 in Sofia (BG), lebt und arbeitet in Wien und Rettenegg (AT).
Milena Dragicevic, geboren 1965 in Knin (EX-YU), lebt und arbeitet in London (UK).
Werner Feiersinger, geboren 1966 in Brixlegg (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT).