curated by_Magalí Arriola. A Mouse Drowned in a Honey Pot. Jill Magid, Tania Pérez Córdova, Simon Starling, José Arriola Adame (Soundtrack)

03.10.–08.11.2014

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2014
Foto: (c) Markus Wörgötter

Jill Magid
A Referent for the Homage at Casa Barragán (yellow), 2014
Öl auf Holzfaserplatte
115 x 115 cm

Tania Pérez Córdova
Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2014
Foto: (c) Markus Wörgötter

Ausstellungsansicht, Galerie Martin Janda, 2014
Foto: (c) Markus Wörgötter

Tania Pérez Córdova
Fade in / Fade out, 2014
108 x 144 x 2 cm & 108 x 147 x 2 cm

Jill Magid
Homage to the Square Josef Albers, Casa Luis Barragán, 2014
Öl auf Holzfaserplatte
115 x 115 cm

Simon Starling
A silver bowl ... (Test & Tools), 2013

Anonyme Fotografie, José Arriola Adames Bibliothek, undatiert

Jill Magid
Interior of Barragán’s House, Photo Alberto Moreno, 2014
Buch, Rahmen
23,5 x 47 cm

Jill Magid
The Shadows of the Eucalyptus Trees at El Bebedero, 2013
16mm-Film, Projektor, Filmdose
9:00 min, loop

Jill Magid
The Shadows of the Eucalyptus Trees at El Bebedero, 2013
16mm-Film, Projektor, Filmdose
9:00 min, loop

Eröffnung: Donnerstag, 2. Oktober 2014, 18 Uhr
Dauer der Ausstellung: 03.10.–08.11.2014
Öffnungszeiten: Di–Fr, 11–18 Uhr, Sa, 11–16 Uhr
Samstag, 04. Oktober und Sonntag, 05. Oktober 2014, 11–17 Uhr

Überall waren Mäuse, aber sie wurden erst entdeckt als sie tot waren. Da lagen sie – unter dem Bett, zwischen den Büchern, im Honigtopf ertrunken oder in einer kleinen Schachtel in Händen des kleinen Jungen. Der Junge jagte mit der toten Maus das kleine Mädchen durch den langen Korridor. Als sie hinter einer Tür Schutz suchte, warf er die Maus nach ihr. Der Junge und das Mädchen sollten sich immer wieder in dem Haus aufhalten, an dessen Baufälligkeit sie sich gewöhnt hatten. Das alles ist nun dreißig oder vierzig Jahre her, und schon damals war das Haus halb verfallen.

Ruinen bedeuten für uns nicht immer Vergangenes. Der Junge und das Mädchen kannten ohnehin kein Vorher. Sie konnten gar nicht nostalgisch sein. Sie waren so jung, dass sie nur eine Zeit kannten: Alles fand in der Gegenwart statt, es gab keine Vergangenheit. Womöglich hatten sie auch keinen Begriff von Zukunft und ahnten nicht, was dieser Ort dereinst bedeuten könnte, wenn er selbst – paradoxer Weise – nicht mehr sein würde. Alles, was sie wussten, ist: Es war einmal ein verfallenes Haus, das einfach da war. Morgens war es leer und in der Nacht war es dunkel. Zu den Schlafzimmern führte ein langer Korridor, der an einem Hinterzimmer endete, in dem man in der Früh die Tauben gurren hörte. Durchs Fenster sah man die stummen Schatten der Bäume eine große weiße Wand überragen. Dann war da noch das alte schwarze Bakelit-Telefon auf einem Holztisch in einer Ecke. Manchmal läutete es – eine fröhliche Form der Erinnerung an die Außenwelt. Es gab noch einige andere Dinge, die ihnen helfen hätten können, vorwärts in die Vergangenheit zu reisen. Dabei ging es jedoch nicht um Sentimentalität. Es ging darum zu verstehen, was passiert war, dass nun alles so verfallen war. Das Leben nimmt, mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen Lauf. Vor diesem Hintergrund begreift man, warum gelebte Architektur aufhört, ein Raum zur Kontemplation zu sein und beiläufig neue Bilder, neue ästhetische Erlebnisse erzeugt. Es geht darum, wie Alltagsbegebenheiten die Architekturgeschichte umlenken, während verzerrte Erinnerungen zur Quelle neuer Geschichten werden.

Magalí Arriola lebt derzeit in Mexico City, wo sie seit Februar 2012 als Kuratorin in der Fundación Jumex Arte Contemporáneo tätig ist.

Jill Magid (*1973, lebt in New York City)
Tania Pérez Córdova (*1979, lebt in Mexico City)
Simon Starling (*1967, lebt Kopenhagen)
José Arriola Adame (1890–1962, Guadalajara, Soundtrack zur Ausstellung)