curated by_ Martin Arnold: art&film. Martin Arnold, Runa Islam, Owen Land

07.05.–05.06.2010

Martin Arnold
Shadow Cuts, 2010
Video, Farbe, Ton
4:30 min

Martin Arnold
Shadow Cuts, 2010
Video, Farbe, Ton
4:30 min

Martin Arnold
Shadow Cuts, 2010
Video, Farbe, Ton
4:30 min

Runa Islam
Rapid Eye Movement, 2002
Super 16mm Farbfilm, Ton
22 min

Runa Islam
Rapid Eye Movement, 2002
Super 16mm Farbfilm, Ton
22 min

Runa Islam
Rapid Eye Movement, 2002
Super 16mm Farbfilm, Ton
22 min

Owen Land
Film in Which There Appear Edge Lettering, Sprocket Holes, Dirt Particles, Etc., 1965-66, 1965-66
16mm Film, Farbe
3:30 min

Martin Arnold
Shadow Cuts, 2010
Ausstellungsansicht Galerie Martin Janda, 2010

Owen Land
Film in Which There Appear Edge Lettering, Sprocket Holes, Dirt Particles, Etc., 1965-66
Ausstellungsansicht Galerie Martin Janda, 2010

Rapid Eye Movement, 2002
Ausstellungsansicht Galerie Martin Janda, 2010

Rapid Eye Movement, 2002
Ausstellungsansicht Galerie Martin Janda, 2010

Rapid Eye Movement, 2002
Ausstellungsansicht Galerie Martin Janda, 2010

curated by_ Martin Arnold: art&film

Eröffnung: Donnerstag, 6. Mai 2010, 18 Uhr
Galerienfrühstück: Samstag, 8. Mai 2010, 11–13 Uhr
Dauer der Ausstellung: 7. Mai bis 5. Juni 2010

Die Galerie Martin Janda zeigt von 07. Mai bis 05. Juni 2010 die Ausstellung Blinzeln / Blinking mit Filmen von Martin Arnold, Runa Islam und Owen Land.

Der Mensch blinzelt zwischen 8 und 41 Mal pro Minute. In diesem Zeitraum ist er durchschnittlich 6 Sekunden blind. Film flimmert: Projiziert werden 24 Bilder pro Sekunde, die von 48 Dunkelphasen unterbrochen werden.
Im Duster des Kinos, vor der flackernden Leinwand, setzt der Lidreflex bei rund der Hälfte des Publikums an den gleichen Stellen des Geschehens ein. An Orten der Projektion wird daher nicht nur kollektiv gesehen, sondern auch kollektiv übersehen. Die Besucherinnen und Besucher werden dort nicht zuletzt über die soziale Schleife des simultan wiederholten Blinzelns zum Publikum, konstituieren sich durch eine gemeinsame temporäre Blindheit als Gruppe. Dunkelheit herrscht aber nicht nur in den Lichtspielen. Auch an den blendend weißen Wänden der Ausstellungshallen, in Galerien und Museen muss das Bild immer wieder zwischen den schwarzen, blinden Flecken des Gesichtsfelds erblinzelt werden. Lässt sich eine Geschichte des Sehens erzählen ohne eine Geschichte des Übersehens?
Die Ausstellung versammelt künstlerische Positionen, die ein gemeinsames Interesse haben am Erkennen und Verkennen, Wahrnehmen und Nicht-Wahrnehmen, Erscheinen und Verschwinden – am Blinzeln. (Martin Arnold)

Martin Arnolds Shadow Cuts (2010) betrachtet das Happy-End einer Cartoon-Sequenz im Rücklauf. „Wenn sich eine Maus in einen Hund verschaut, kann einiges geschehen“: Im flimmernden und schwarz flackernden Bild beginnen sich die Augen allmählich von dem lachenden Mickey und seinem Weggefährten Pluto zu lösen. Manchmal verschwinden sie zur Gänze. Den temporär erblindeten Figuren auf der Leinwand stehen temporär erblindete BetrachterInnen gegenüber. Auch ihnen zerbricht die Wahrnehmung in den Dunkelphasen der Projektion.

Das Szenario eines Eisenbahnwaggons dient Runa Islam in Rapid Eye Movement (2002) als zentrales Motiv, der Topos vom Traum als Struktur, um bruchstückhafte Geschichten, Gefühle, Ereignisse und filmische Motive auf scheinbar zufällige Weise miteinander zu verweben. Das Ergebnis ist eine Bewusstseinsreise, in der Realzeit und Traumzeit, Fiktion und Wirklichkeit in abrupten, harten Schnitten ineinandergefügt sind. Der gesamte Film ist mit Nahaufnahmen von im REM–Schlaf zuckenden Augenlidern durchzogen, deren intensive Bewegung die „innere Projektion“ andeutet.

George Landow, der seinen Namen Anfang der 1980er zu Owen Land änderte, reflektiert in seinen frühen Arbeiten, die zu den ersten des strukturellen Films zählen, über das Medium selbst. Als Ausgangsmaterial für Film in Which There Appear Edge Lettering, Sprocket Holes, Dirt Particles, Etc. (1965–66) wählt Land die Aufnahme eines „China Girls“, eine jener jungen, anonymen Frauen, die aus Gründen der Farbabstimmung in der ersten Einstellung jeder professionell aufgenommenen Filmrolle zu sehen waren. Diese gehören, ebenso wie die Perforation oder die Randprägung, zu den Komponenten des Films, die im Kino nicht gezeigt werden. Aufgabe der „China Girls“ war es, neben einer Testtafel starr in die Kamera zu blicken – dabei begannen sie meist zu blinzeln.

Martin Arnold ist einer der profiliertesten Filmemacher, der aus dem Bereich des experimentellen Films kommt. Internationale Bekanntheit erlangte er vor allem mit einer Reihe von 16mm-Filmen, u. a. pièce touchée (1989), passage á l’acte (1993) und Alone. Life Wastes Andy Hardy (1998). In den letzten Jahren entstanden digitale Filminstallationen wie Deanimated – The Invisible Ghost (2002), Silent Winds (2005) oder Coverversion (2008). Arnolds Filme wurden im Rahmen von internationalen Filmfestivals (z.B. in Cannes, Rotterdam, New York) und in renommierten Museen und Cinematheken (u. a. Centre Pompidou, Cinematheque Royale Brüssel, Tate Modern, National Film Theatre London, MoMA) gezeigt.

curated by_vienna ist ein ambitioniertes Wiener Projekt zur Förderung einer systematischen Zusammenarbeit zwischen Galerien und KuratorInnen. Nach einem erfolgreichen Start im Jahr 2009 wird curated by_vienna nun zum zweiten Mal von 6. Mai bis 5. Juni 2010 in Wien stattfinden. Für das Projekt 2010 haben die 20 teilnehmenden Galerien KünstlerInnen eingeladen, zum diesjährigen Thema „art&film“ Ausstellungen in den betreffenden Galerieräumlichkeiten zu kuratieren. Information unter www.curatedby.at.

Zu curated by_vienna 2010 erscheint ein umfangreicher Katalog im Verlag für moderne Kunst Nürnberg, der in der Galerie erhältlich ist.